© Fritz Berger
Dez.
30

Besucherbeitrag

Urlaubsideen


Mit dem Wohnmobil nach Rumänien an Pfingsten – Reisebricht Teil II

Reisebericht Teil II

Auf ihrer Wohnmobilreise durch Rumänien erkunden Silke & Benjamin das Dracula-Schloss, fahren durch die Karpaten und begeben sich auf die Suche nach wilden Bären.


Inhalt

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Hier sind die Etappen des 2. Teils der Rumänien-Reise. © Fritz Berger

Gruselige Legenden um Schloss Bran

Das Schloss Bran wird entweder als Must-See oder als Touristenfalle beschrieben. Dass der Pfähler Graf Tepes dort je gelebt hat, ist nicht bewiesen und dennoch wird das Schloss als Dracula-Schloss vermarktet. Die Beschreibung des Schlosses in Bram Stokers Dracula scheint auf Bran zu passen. Wir hatten nicht die größte Lust auf eine touristisch ausgeschlachtete Sehenswürdigkeit, unsere Kinder allerdings schon. Um den Touristenmassen zu entgehen, beschlossen wir, gleich zur Öffnung vor Ort zu sein. Unser Plan ging voll auf, wir waren die ersten an der Kasse und hatten das Schloss fast für uns! Schon von außen bezauberte uns das kleine Schloss und auch im Inneren ist alles schön hergerichtet. Natürlich dürfen auch die ein oder andere Vampiranimation und die Folterkammer nicht fehlen. Letztendlich hatten wir alle Spaß an der Besichtigung. Als wir Schloss Bran wieder verließen, hatte die Menge an Menschen im Ort deutlich zugenommen. Zeit für uns, weiter zu fahren.

Das Dracula-Schloss Bran zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Landes. © Fritz Berger

Im Vorbeifahren hatten wir die Burg Râșnov (Rosenau) auf einem Berg thronen sehen. Wir fuhren nach oben zur Festungsanlage und mussten dort leider feststellen, dass diese derzeit renoviert wird und die Anlage nicht betreten werden darf. Aber auch von außen war die Burg eindrucksvoll und mit der Drohne konnten wir dann doch noch einen Blick ins Innere erhaschen.

Mit der Drohne konnten wir die Burg Râșnov doch noch von innen besichtigen. © Fritz Berger

In den Karpaten

Nach so viel Kultur wollten wir uns endlich der wilden Landschaft Rumäniens widmen. Wir fuhren in die Berge. Schon im letzten Jahr zählte die Transfăgărășan zu unseren Highlights. Jetzt im Mai war sie allerdings noch gesperrt, außerdem wollten wir ohnehin Neues entdecken. Und so entschieden wir uns die dritthöchste Passstraße Rumäniens zu fahren: die Bucegi-Straße.

Auf dem Weg ins Bucegi-Gebirge © Fritz Berger

Im Bucegi Nationalpark ist Wildcampen leider nicht erlaubt und Campingplätze sind selten. In Peștera an der Seilbahnstation wird das reine Übernachten jedoch geduldet. Wir fuhren die enge Straße zum Berg hinauf und hatten sehr häufig Gegenverkehr, was die Fahrt anstrengend machte. Endlich oben angekommen, erfuhren wir, dass wir mitten im Bärengebiet standen. Die Nacht war aber sehr ruhig.

Obwohl das Campen im Nationalpark verboten ist, wird das Übernachten an der Seilbahnstation geduldet. © Fritz Berger

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um vor dem vorhergesagten Regen zu der Höhle Peștera Ialomiței zu wandern. Schon der Höhleneingang ist spektakulär! Unter einem Felsvorsprung befindet sich das Kloster und eine kleine orthodoxe Kapelle. Anschließend geht es etwa einen Kilometer in die Höhle hinein. Am Eingang bekamen wir Helme und wussten auch bald, warum. Die Wege in die Höhle waren eng und wir mussten uns einige Male ducken, bis wir die große Halle erreichten. Wir waren, abgesehen von ein paar Fledermäusen, komplett allein.

Hinter dem Kloster befindet sich der Eingang zu einer großen Höhle. © Fritz Berger

Nach unserer kleinen Wanderung fuhren wir ein Stück zurück, um schließlich die Bucegi-Passstraße zu fahren. Auch hier waren wir nahezu alleine unterwegs. Die Aussicht war wieder einmal grandios und wir genossen die kurze Strecke sehr.

Die Bucegi-Passstraße gilt als die dritthöchste Rumäniens. © Fritz Berger

Anschließend fuhren wir wieder bergab nach Sinaia. Hier steht das Schloss Peleș, das auch als Neuschwanstein Rumäniens bezeichnet wird. Da Montag war, war das Schloss geschlossen, was aber nicht so schlimm war. Der Eintritt ist relativ teuer und auch von außen ist Peleș sehenswert.

In Sinaia steht das hübsche Schloss Peleș. © Fritz Berger

Auf der Suche nach Bärenspuren

Da das Wetter wechselhafter wurde, entschieden wir uns dazu, ein Stück zu fahren, um zum Sfânta Ana See zu gelangen. Der See ist der einzige Kratersee Rumäniens und mitten in einem Bärengebiet. Wir kurvten durch dichte, einsame Wälder, als ich plötzlich ein stattliches Raubtier am Straßenrand sah. „Da ist einer“, schrie ich aufgeregt. Leider verstand mein Mann Benni erst hunderte Meter später, was ich meinte. Den ansehnlichen Bären am Straßenrand habe somit nur ich gesehen.

Im Gebiet um den Sfânta Ana See leben viele Braunbären. © Fritz Berger

Der einzige Ort in der Gegend zum Übernachten ist ein einfacher Campingplatz. Auf der großen Wiese kann jeder stehen, wie er möchte, zur Begrüßung gibt es einen Kanister Trinkwasser und eine Schubkarre voll Feuerholz. Am Abend wird ein Elektrozaun um den Campingplatz geschlossen, um die Besucher vor Bären zu schützen. Am Abend machten wir ein gemütliches Lagerfeuer.

Bei einem gemütlichen Lagerfeuer ließen wie den Tag ausklingen. © Fritz Berger

Am nächsten Morgen erkundeten wir den Sfânta Ana See. Unbesorgt liefen wir durch den dichten Wald zum See hinab. Erst als wir unten die vielen Warnhinweise zu Bärenbegegnungen lasen, wurde uns bewusst, dass diese hier nicht so selten sind, wie wir angenommen hatten. Auf dem Weg nach oben entdeckten wir Kratzspuren und Pfotenabdrücke am Straßenrand und uns war für den Rest des Weges ganz schön mulmig zumute. Die Kinder fest an der Hand waren wir dann froh, als wir den Campingplatz wieder unbeschadet erreichten. Wir kamen genau rechtzeitig zu Beginn der Moorführung. Das Moor darf nur in Begleitung betreten werden. Die Gegend ist streng geschützt und die Gefahr des Einsinkens nicht unerheblich. In Begleitung eines Rangers liefen wir auf Holzstegen und erfuhren viele interessante Dinge zum Beispiel über fleischfressende oder berauschende Pflanzen. Die kleinen Seen im Moorgebiet sind unglaublich dunkel und sehr tief. In ihnen spiegelt sich die Landschaft, die uns an Skandinavien erinnerte. Die Führung war sehr kurzweilig und interessant. Auf dem Weg zurück fing es an zu schütten und wir rannten zum Wohnmobil.

In den dunklen Moorseen spiegelt sich die Umgebung, die uns an Skandinavien erinnerte. © Fritz Berger

Erst am Nachmittag fuhren wir weiter in Richtung Norden. Wir kamen durch kleine Dörfer und die Landschaft änderte sich und wurde wieder lieblicher. Wir übernachteten in Posmuș auf dem Parkplatz eines neu renovierten Gutshofs, den wir uns am nächsten Morgen anschauten. Danach fuhren wir weiter zum Weingut Lechburg, wo wir uns mit leckerem rumänischem Wein eindeckten. Am Straßenrand entdeckten wir anschließend eine Forellenzucht, die im angrenzenden Restaurant fangfrischen Fisch anbot.

Der Eintritt zum neu renovierten Gutshof in Posmuș ist kostenlos. © Fritz Berger

In der ursprünglichen Region Maramuresch

Wir fuhren weiter in die nördlichste Region Rumäniens. Im Maramuresch scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Auf den Feldern wird Gras auf Gestellen getrocknet, es fuhren viele Kutschen auf den Straßen und die Bewohner trafen sich abends vor ihren Häusern, um zum Beispiel mit der Spindel zu spinnen. Neben den sanften grünen Hügeln und Tälern ist die Region außerdem bekannt für ihre Holzkunst. Vor den Gebäuden befinden sich große geschnitzte Eingangstore und in nahezu jedem Ort befindet sich eine wunderschöne Holzkirche. Wir hielten in Ieud. Der kleine Ort hat gleich vier Holzkirchen, von denen eine auch auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes steht. Sie ist die Älteste der Region. Wir hatten Glück und sie war sogar geöffnet, sodass wir uns auch die Malereien im Inneren anschauen konnte.

In der Region Maramuresch scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. © Fritz Berger
Die Region ist bekannt für ihre sanften grünen Hügel und die wunderschönen Holzkirchen. © Fritz Berger

Bei Bârsana befindet sich ein ganzer Klosterkomplex aus Holz, der erst vor wenigen Jahren gebaut wurde. Auch hier hielten wir kurz, vor wir nach Săpânța weiterfuhren. Wir parkten bei der Holzkirche und liefen dann zur bekanntesten Sehenswürdigkeit des Ortes: dem Fröhlichen Friedhof. Mit dem Tod wird im Ort anders umgegangen. Ein Künstler fertigt für jeden verstorbenen Dorfbewohner ein handgeschnitztes buntes Holzkreuz und schreibt einen passenden Text über den Verstorbenen auf Vor- und Rückseite des Kreuzes. Die Kreuze sind nicht nur sehr farbenfroh, sondern auch sehr persönlich. Auch die Kirche inmitten des Friedhofes ist bunt und wunderschön. Für die Nacht fuhren wir raus aus dem Ort an die Grenze zur Ukraine. Vor dem Parkplatz zu einem Holzkloster konnten wir an einem Bach übernachten. Am Abend zog eine Schafherde an uns vorbei, was für die Kinder jedes Mal faszinierend ist.

Auf dem Fröhlichen Friedhof in Săpânța stehen besondere Holzkreuze. © Fritz Berger

Am nächsten Morgen fuhren wir durch das Hinterland der Maramuresch. Wir genossen die Fahrt durch die bergige Region und hielten ein letztes Mal in einem sehr guten Restaurant am Straßenrand. In Baia Mare besuchten wir den großen Wochenmarkt und deckten uns mit frischem Obst und Gemüse ein. Da am Himmel dunkle Wolken aufzogen, beschlossen wir, unseren letzten Tag in Rumänien im Thermalbad in Satu Mare ausklingen zu lassen. Das war genau die richtige Wahl. Während draußen die Welt unterging, plantschten wir im lauwarmen Wasser, bevor wir wieder die Heimreise antreten mussten.

Vor dem Holzkloster in Săpânța kann man in ruhiger Umgebung übernachten. Nur Schafe kommen zu Besuch. © Fritz Berger

Auch beim zweiten Mal hat Rumänien uns gepackt! Wir haben große Lust wiederzukommen, denn im Land gibt es noch viel Neues zu entdecken! Rumänien ist landschaftlich und kulturell sehr vielseitig. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit. Wir fühlten uns willkommen und hatten sehr viel Spaß daran, das Land mit unserem Wohnmobil zu bereisen.

Silke und Benjamin


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